Schule der Zukunft

Unterschiedlichste Einflussfaktoren führen dazu, dass insbesondere unsere öffentlich-rechtlichen Bildungsstrukturen deutlich hinter den aktuellen sozio-ökologischen und -technologischen Entwicklungen hinterherhinken. Themen wie IoT, Robotik und Machine Learning verändern schon heute die Art, wie wir wirtschaften. Lehrerinnen und Lehrer stehen zugleich einem Berg unterschiedlichster Herausforderungen gegenüber.
Bereiten wir unsere Kinder wirklich gut genug darauf vor? Ein Vorschlag.

Ein Beitrag von Dr. Marc Klages

Vorwort und Problemstellung

Unsere nicht-menschliche Umwelt wird durch die zunehmende Algorithmisierung lernen, auf uns zu reagieren und selbst Entscheidungen zu fällen. Das stellt insbesondere jüngere Generationen vor die Herausforderung, sich neue Wege zu suchen, mit den Veränderungen umzugehen und zu wirtschaften. Es stellt sich aber auch schnell die Frage der Wahl zwischen Komfort und Sicherheit auf der einen Seite und Freiheit bzw. Entbehrlichkeit auf der anderen Seite.

Auch unser Drang zur mess- und vergleichbaren Optimierung wird Auswirkungen induzieren. Wichtige Aspekte unseres Lebens werden als Mittel für unsere Zwecke instrumentalisiert und zu sozialem oder finanziellem Kapital umgewandelt. Die Schönheit des Moments wird nur dann ausgekostet, wenn sie gleichzeitig nützlich ist. So bringt der Selfie neue Bekanntschaften, das Sportstudio reduziert Krankenkassenbeiträge und unsere Toprezensionen ermöglichen einen günstigen Urlaub. Auch hier stellt sich die Frage: Wie gut verstehen junge Menschen die Strukturen und Prozesse, welche im Verborgenen ablaufen, wie weit soll der Grad der Selbstoptimierung reichen und wo beginnt die Selbstausbeutung?

In einer Phase des technologiegetriebenen Umbruchs ist die Digitalisierung von Bildungslandschaften in praktischer Umsetzung eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Schließlich soll sie junge Menschen neben der Erziehung durch das Elternhaus vor allem inhaltlich auf das Leben von morgen vorbereiten.

Klar ist: Zu diesem Zweck müssten wir die Lehrerausbildung neben den bekannten Themenfeldern längst methodisch besser auf Digitalkunde und Informatik ausrichten. Darüber hinaus bedürfte es aufgrund der Interdisziplinariät von Informationstechnologie eines ganzheitlich gedachten Curriculums vom Kindergarten über die Schulen und Hochschulen bis hin zu den weiterbildenden Einrichtungen und modernen Ausbildungsberufen für Unternehmen.

Während sich andere Länder weltweit in eine digitale Pole-Position bringen (z. B. China, Singapur, Vietnam, Estland), stehen Lehrerinnen und Lehrer in Deutschland jedoch einem schier unlösbaren Berg unterschiedlichster Herausforderungen gegenüber. Statt sich auf ihre pädagogische Freiheit zum eigenverantwortlichen Erziehen, Unterrichten, Beurteilen und Beraten reduzieren zu können und Themen von morgen zu adressieren, müssen sie sich – bei zunehmendem Lehrermangel – mit Erziehung, Ordnung, Umgangsformen und gesellschaftspolitischen Themen, wie z. B. Diversity, Inklusion, Religion und Integration, auseinandersetzen.

Selbstverständlich alles wichtige und notwendige Themen. Aber vor diesem Hintergrund ist kaum daran zu denken, in überfüllten Klassen obendrein auch noch sich selbst und den Schülern die Digitalisierung zu vermitteln.

Wo bleibt unser gemeinsamer Anspruch?

Zunehmend sind Schüler nicht mehr in der Lage, einfache Texte zu interpretieren, fehlerfrei zu formulieren, mit Medien selbst-/kritisch umzugehen, objektive Perspektiven einzunehmen und gewalt- und ideologiefrei zu agieren. Alles Grundvoraussetzungen für ein sorgenfreieres Leben aus Sicht des Individuums selbst, der Unternehmen und letztlich der gesamten Gesellschaft.

Obendrein nehmen wir vermeintlich Anspruch aus der Schule heraus, indem wir das Erlernen formaler Inhalte (Lesen, Rechnen, Schreiben) bagatellisieren, Benimmregeln und Konsequenzen auf Fehlverhalten zunehmend abschaffen, Noten inflationär behandeln und das autonome Lernen überstilisieren.

Dabei ist die Abkehr von Frontalunterricht und der Fokus auf die individuelle Vermittlung von Inhalten durch spielerische Methoden eine fundamentale Voraussetzung für die digitalisierte Schule von morgen.

Aber wie passen diese sich diametral gegenüber stehenden Ansätze bzw. Entwicklungen nun zusammen?

Alt und neu bedingen einander

Es wird immer deutlicher, dass sich die Schüler auch heute noch auf den Hosenboden setzen müssen, um Sachverhalte systematisch zu erlernen. Schließlich ist der Einsatz technischer Hilfsmittel ohne ein sinnvolles pädagogisches Konzept, das positive Einwirken und Vermitteln des Lehrers, geeignete Apps bzw. interaktive Inhalte für fachspezifischen Unterricht und den Willen zum Lernen trotz wünschenswerter Trends wie Gamification relativ zwecklos. Das menschliche Gehirn lernt durch sinnvoll aufbereiteten Inhalt, Metainformationen (mit dem Inhalt assoziierte Situationen, Orte, Bilder, Emotionen), Wiederholungen und Konzentration.

Überdies mangelt es an Software zur Vereinfachung von Verwaltungsprozessen und es hapert ebenso an sinnvollen, DSGVO-konformen Regularien zur Nutzung moderner Technologie für Home-Schooling oder um einfach nur die Stärken- und Schwächenanalyse der Schüler adäquat durchzuführen. Die Lehrerschaft wird hier nur allzu oft im Stich gelassen.

Das Fehlen von Lösungsansätzen führt nun dazu, dass das Bildungswesen die Schüler noch immer mit Mitteln des 20. Jahrhunderts auf das 21. vorzubereiten versucht und eine “verlorene Generation von Anwendern“ erzeugt. Digital Natives zwar, die aber im Kern die sie umgebende Technik in der Breite und Tiefe nur selten verstehen, wenn sie nicht frühzeitig durch das Elternhaus gefördert werden oder es sich durch Autodidaktik selbst beibringen. Ein Irrweg in Zeiten, in denen Schlüsselkompetenzen, wie die 21st Century Skills, von Unternehmen und Institutionen gefragt sind wie nie.

Aber die Probleme erstrecken sich nicht nur auf unsere Schulen. Sie zeichnen sich zunehmend auch in unseren Hochschulen ab. Hochschulen müssen ihre reine physische Präsenz zunehmend aufgeben. Proprietäre Plattformen, welche kostenlose und kostenpflichtige Online-Kurse und Nanodegree-Programme zusammen mit attraktiven Arbeitgebern samt glaubwürdiger Zertifizierungen anbieten, greifen klassische Hochschulformen erfolgreich an. Blended Learning setzt sich durch. Ähnlich wie in Schulen, mangelt es an Hochschulen selbst oft an Digital-Kompetenz, technischer Unterstützung und sinnvoll aufbereiteten interaktiven Inhalten.

Zeitgleich existiert ein sich vergrößerndes Gap mit Blick auf die massiven Veränderungsprozesse in Unternehmen. Diese unterliegen der Notwendigkeit, medienbruchfreie Wertschöpfungsketten zu schaffen und IT als Enabler für neue Geschäftsmodelle bzw. Produkte zu nutzen. Doch auch hier fehlt es oft an Generalisten auf Entscheider-Ebenen mit Technik-Know-how für eine strategische Neuausrichtung (z. B. in Form von Platform-as-a-Services) und an Spezialisten für vollständige Backend-IT-Prozesse, die Adaption von Big Data Analytics und für sinnvolle Einsatzszenarien von Machine Learning. Parallel wachsen die organisatorischen Anforderungen durch die Erhöhung des digitalen Reifegrades und durch Anpassungen in Form mehrdimensionaler Organisationsformen (New Work), um zum Digital Leader zu avancieren.

Junge Eltern fragen sich vor diesem Kontext zurecht, wie ihre Kinder auf eine durchweg digitale Zukunft vorbereitet werden sollen.

Schließlich schmälert die wahrnehmbare Fehlentwicklung letztlich das Vertrauen der Bürger in unser staatlich organisiertes Bildungssystem und setzt Bestrebungen frei, parallele Bindungsstrukturen privat zu organisieren.

Kurzum: Wenn wir so weiter machen, droht der Kollaps unseres öffentlichen Bildungssystems und mit Zeitversatz unsere Fähigkeit, im globalen Markt konkurrenzfähig zu wirtschaften. Schüler benötigen für ihre Zukunft ein fundiertes Wissen über digitale Zusammenhänge und den technischen Sachverstand, dieses Wissen auch für spezifische Lösungen unternehmerisch einsetzen zu können und sich über Chancen und Risiken der Digitalisierung eine adäquate Meinung bilden zu können.

Leuchtturm-Projekte reichen nicht

Zwar gibt es je nach Bundesland mal mehr oder weniger Leuchtturmprojekte, in denen verschiedenste technische und pädagogische Methoden ausprobiert werden, aber noch immer verstehen wir Digitale Bildung weder als technisches Instrumentarium zur Analyse, Förderung von Stärken und Abmilderung von Schwächen einzelner Individuen, noch als wesentlichen Inhalt, den es in Form von Digitalkunde mit all seinen Chancen und Risiken zu vermitteln gilt.

Erschwerend kommt hinzu, dass Bundesländer nicht voneinander zu lernen scheinen, obwohl der Föderalismus die Chance dazu bietet, funktionierende Strukturen zu identifizieren und zu übertragen. Doch unser Föderalismus wird in konkurrierenden Silos praktiziert, welche die Erkenntnisse politisieren, wodurch sie selten anerkannt, akzeptiert und etabliert werden. Damit verschenken wir national betrachtet erhebliches Potenzial und erodieren im Mittelmaß.

Darüber hinaus versuchen wir noch immer Rahmen zu schaffen, welche vom Vorschüler bis zum Studenten alle Menschen gleich behandelt. Dies soll im Idealfall dazu führen, dass die „schwächeren“ Schüler durch die „stärkeren“ Schüler mitgezogen werden und zugleich alle Sozialkompetenz erlernen.

Das es hier kausale Zusammenhänge gibt, ist nicht von der Hand zu weisen. Aber es lässt sich eben auch konstatieren, dass ab einem bestimmten Mischverhältnis in der Schülerschaft diese Vorteile zu Ungunsten aller Kinder deutlich kippen. Außerdem negieren wir damit, dass Menschen in der Regel über unterschiedliche Talente verfügen.

Es ist dringend anzuraten, die Entwicklung an unseren Schulen mit gesundem Menschenverstand und statt Ideologie mit Logik zu betrachten. Folgen wir diesem Leitgedanken, dann sollten wir eigentlich dafür eintreten, dass unsere Kinder – übrigens ganz im Sinne von Diversity – ihre inhaltlichen Stärken ausbauen und ihre Schwächen reduzieren. Geht es schließlich nicht darum, nicht nur plurale Lebensverhältnisse zu normalisieren, sondern eben auch darum, jedem Menschen die Möglichkeit zu geben, seine Heterogenität zu erkennen und im besten Sinne gefördert zu bekommen? Entspricht das Verwerfen von Klassifizierungen und die Fokussierung auf die Individualität jedes Einzelnen nicht auch dem Konzept von Diversity? Ist es nicht geradezu unlogisch, dass der nachvollziehbare Wunsch, dass alle Kinder identische Chancen bekommen sollen, so wie wir ihn derzeit interpretieren und ausleben, eben auch dazu führt, dass wir die individuellen Stärken vieler Schüler ignorieren und uns einem kollektiven Mittelmaß zuwenden?

Das mag in einem reichen Land funktionieren, doch es ist vor dem Hintergrund der Digitalisierung ganzer Branchen davon auszugehen, dass diese Entwicklung im späteren Leben der Kinder zu negativen Folgen für das Individuum selbst und – rein makroökonomisch betrachtet – auch für die Volkswirtschaft und letztlich den sozialen Frieden der Gesellschaft zur Folge haben wird.

Zudem darf durchaus die These aufgestellt werden, dass wirtschaftlicher Erfolg des Einzelnen gut für die Gesamtheit der Menschen ist. Dies gepaart mit der sozio-ökologischen Verantwortung bilden das Fundament einer funktionierenden Gesellschaft, die im Kern solidarisch miteinander und maßvoll mit der Umwelt umgeht. Dafür benötigen wir sozial agierende, aber eben auch inhaltlich starke und wirtschaftlich unabhängige Individuen, die ein tiefes Verständnis für die Entwicklungen von morgen mitbringen.

Wir sollten versuchen, dass der geeignete Einsatz von Technologie mehr Transparenz im Bildungsalltag eines jeden Schülers herstellt und diesen in der individuellen Entwicklung bei korrekter Verwendung sogar noch unterstützt.

Zwischenfazit

Bereits 2030 wird erwartet, dass sich die Menschen unterteilen werden in diejenigen, welche aufgrund ihrer Bildung die Digitalisierung verstehen und in Kombination mit Künstlicher Intelligenz mitbestimmen, und diejenigen, welche zum reinen Anwender degradiert werden. Technologie wird allgegenwärtig werden. Nicht nur im Wirtschaftsleben, sondern auch im privaten Umfeld. Jahrzehnte etablierte Geschäftsmodelle werden durch disruptive Innovationen weiter verdrängt. Der gläserne Mensch und das Internet der Dinge werden sich durchsetzen, ob wir das gut finden oder nicht…

Ignorieren wir diese Entwicklung oder versuchen wir gar, sie zu verhindern, fallen wir sozio-technologisch und volkswirtschaftlich maßgeblich zurück und können mangels Verständnis und internationaler Wahrnehmung die Entwicklung auch in ethisch-moralischen Fragestellungen nicht mehr zum „Guten“ hin mitentscheiden.

Gravierend ist ebenso die Erkenntnis, dass wir Unternehmen beim Thema Bildung im Stich lassen durch auf das Berufsleben unvorbereitete Absolventen. Als Hochtechnologie-, Investitionsgüterland ohne eigene Rohstoffe und Exportnation ein unverzeihlicher Fehler.

Wie wollen wir unsere Kinder – nennen wir sie die Generation E für Erfindergeist, Elektronik, Elektromobilität und Energiewende – auf eine solche Zukunft vorbereiten, ohne die Strukturen nachhaltig zu verändern?

Die Zukunft wird mit Sicherheit nicht in Klassenräumen mit ungeeigneter Einrichtung und veralteten Lehr-/Lern-Methoden, die obendrein demotivierend wirken, bestimmt.

Zeit, gegenzusteuern.

Framework für Digitale Bildung

Das Bildungswesen zerfasert und verändert sich zu einem kommerziellen Bildungsmarkt, ohne dass dies der Politik und den Bildungsträgern so richtig bewusst ist. Private Personenkreise gründen eigene Schulen, Lernplattformen wie die Onlinepräsenz Udacity haben innerhalb kürzester Zeit Millionen Studenten gewonnen und ersetzen ganze Präsenzinstitutionen durch eigene Kurse und gemeinsam mit Unternehmen entwickelte Nanodegree-Abschlüsse. Firmen etablieren mit ihren Produkten ihre eigenen „Ökosysteme“ in der Schule. Die sich dahinter befindliche, häufig komplexe Plattformstrategie bindet unsere Schüler per Lock-in-Effekt (frühzeitig gelernte Usability und hohe Wechselkosten) an einzelne Großunternehmen wie bspw. Apple, Google, Microsoft & Co. via Hard- und Software.

Sind die Lösungen für die Schule aus medienpädagogischer Sicht geeignet, ist per se nichts dagegen einzuwenden, jedoch sollten die wirtschaftlichen Interessen einzelner Unternehmen frühzeitig mit gesellschaftlich wie wissenschaftlich akzeptierten Überlegungen übereinstimmen und kritisch evaluiert werden.

Deshalb ist es an der Zeit, einen ganzheitlichen Digital-Ansatz im Bildungswesen zu etablieren und dafür ein Framework zu entwickeln.

Was es braucht, ist ein systemisches Regelwerk und Reifegradmodell für jede einzelne Bildungsstufe, bestehend aus Best Practices, Workflows, Methoden, Tools und Inhalten, in dem analoge wie digitale Themen gleichberechtigt Berücksichtigung erlangen, ohne dabei die Lehrerschaft zu überfordern.

Schule der Zukunft und EdTech-Campus

Das Modell „Schule der Zukunft“ und Bildungs-Campus möchte hier Abhilfe schaffen. Durch die neuen Finanzierungsformen, bspw. unternehmer- oder elternfinanzierte Modelle sowie staatliche Förderungen kann eine langsame und stetige Schulreform stattfinden.

Die Vision umfasst den deutschlandweiten Aufbau ganzheitlich gedachter Bildungsstrukturen vor dem Kontext pädagogisch sinnvoll eingebetteter Technologieausstattung und -verwendung. Ferner setzen wir uns für die Schaffung Digitaler Bildungscampusse ein. Diese reichen von der Kreativwerkstatt im Vorschulalter, dem gezielten Einsatz von EdTech und Gamification in der „Schule der Zukunft“ bis hin zum Aufbau einer Digital-Akadmie und eines Inkubators für Startups, an dem sich Unternehmen beteiligen können. Flankiert wird der Bildungscampus durch ein wissenschaftlich evaluierenden Lehrstuhl für Digitale Bildung und Design Thinking.

Dabei ist die „Schule der Zukunft“ der Kern des Bildungscampusses. Die „Schule der Zukunft“ ist eine weitgehend papierlose Schule mit technikaffinen Lehrern als Early Adopter und Multiplikatoren, die alle Qualitäten einer Privatschule besitzt. Die Schule der Zukunft hat Digitalisierung und den Aufbau eines zukunftsweisenden Lehrkonzeptes als zentrale Ziele, sowie die Förderung von naturwissenschaftlichen Inhalten, der Sprachenvielfalt inkl. Programmiersprachen. Sie bietet infrastrukturell bestens vorbereiteten Lern- und Lebensraum sowohl für Schüler als auch für Lehrer. Neben dem staatlichen Lehrplan und den für diesen Standort besonderen Zielen, haben die Lernenden und Lehrenden in Begleitung mit Technologie und Software zielführende Freiheiten. Sie entscheiden, wie sie die Lernziele erreichen wollen und welche Methoden sie anwenden. Formale Unterrichtsinhalte, wie z. B. Rechtschreibung, Rethorik, Grundsätze der Mathematik etc. sind hochrelevant, da sie für das spätere Leben des Schülers als ausgesprochen wichtig angesehen werden. Technologie in Form von Tablets, elektrischen Tafeln sind gegenwärtig. Lehrer nutzen Technologie zur Evaluation des differenzierten Lernerfolgs (Cockpit-Funktionalitäten) und begleiten den Lernprozess des Schülers statt Frontalunterricht abzuleisten. Die Nutzung von Technik geht leicht von der Hand. Von hohem Wert gelten flankierende Maßnahmen wie die Vermittlung von Medienkompetenz unter Verwendung KI-gestützter Lehr- und Lernmethoden, der hohe Wert von Sport, eine gesunde Ernährung und die Vermittlung eines ökonomisch-ökologischen, kreativen Erfindergeistes.

Um das Personal auf diese Herausforderungen vorzubereiten, lebt der Campus die Nutzung modernster Technologien selbst vor, wie z. B. Elektromobilität, Virtual Reality, Recycling, nachhaltige Energieautarkie und IoT. Der Technologiepark adressiert Kernthemen, wie z. B. Digital Education / EdTech für angehende Lehrer(innen), Fin– & InsurtechBlockchainE-CommerceE-HealthCRISPR/CAS-TechCognitive & Artificial IntelligenceM2M CommunicationIoTCyber- & InfoSec usw.

Die freie, digital lehrende und lernende Organisation

Lehrer sehen sich als Lehr- und Lernbegleiter, EdTech übernimmt zudem wegweisende Lehr- und Lernprozesse durch spielerische Bereitstellung des technisch bzw. dargelegten Lernmaterials. Die Kombination aus audiovisuellen Inhalten mit dem tiefgreifenden Verständnis und der Didaktik der in sinnvollen Auswahlverfahren selektierten Lehrerschaft tragen das neuartige Konzept. Gamification und Logik sind anerkannte Prinzipien der neuen Schulvariante.

Verwaltungsprozesse werden digital abgewickelt. Die Schule bemüht sich um Ideologiefreiheit und unterstützt Forschung und Entwicklung, z. B. in Form von Biolaboren. Hier sollte das Motto gelten: „Nur wer Spitzenforschung gewährt und diese versteht, kann auch die Ethik und Moral zur Anwendung analoger Technologien aktiv mitbestimmen.“

„New Work“-Konzepte, wie das Co-Working-Prinzip oder bspw. Peer Programming aus dem Silicon-Valley finden ebenso Anklang wie eine auf körperliche Betätigung (Sport) abzielende, unterstützende Funktion der Schule. Gesunde Ernährung wird von vornherein, z. B. durch Wissens- und Kochkurse mitvermittelt. Powernaps sind gestattet, falls durch den Schüler als erforderlich signalisiert.

Die Schule der Zukunft ist mit bester Breitbandanbindung ausgestattet und erhält eine passend zum Ziel optimierte Infrastruktur. Die digitale Bibliothek gehört genauso zum Interieur wie die Cyber-Lounge, in der u. a. über VR-Technologie komplexe Inhalte vermittelt werden können.

Der überschwängliche Wunsch zur Digitalisierung muss jedoch der Vermittlung von Medienkompetenzen untergeordnet werden. Grundprinzipien des Lebens sollten genauso vermittelt werden, wie die sachgemäße und sinnvolle Verwendung digitaler Medien.

Die „Schule der Zukunft“ soll Ähnlichkeiten zu einem Gymnasium aufweisen und eine Ganztagsschule bewusst erst ab 9 Uhr morgens abbilden. In der Oberstufe finden sich Strukturen wieder, die dem Silcon Valley als Vorbildfunktion angepasst an deutsche Eigenarten nacheifern. Das entstehende Ökosystem soll die Beziehungen zwischen Schule, Schulabsolventen, Universitäten und privaten Firmen fördern. Die Kombination von Forschung und Entwicklung für neue Technologien, Venture-Kapital und hervorragendes technisches Talent der Schulabsolventen wird zu einer Vielzahl neuer Startups führen. Auch internationale Kontakte spielen eine entscheidende Rolle. Die Fähigkeit, strategische Kontakte nicht nur im eigenen Land, sondern auch weltweit herzustellen und aufrecht zu erhalten, ist ein wichtiger Faktor des Erfolgs.

Als Standort für die erste „Schule der Zukunft“ wird ein Gelände „im Grünen“ und mit Platz für Firmenansiedlungen und Inkubatoren als Favorit vorgeschlagen. Im Idealfall befinden sich bereits erste erfolgreiche StartUps im Umfeld. Eine adäquate Infrastruktur passend zum grundlegenden Ansatz muss vorhanden sein.

Der Architektur kommt eine wichtige Funktion zu. Sie muss offenherzig, naturnah, futuristisch und zugleich funktional sein.

Schule der Zukunft – die Fakten

Der „Trägerverein“ der Future School ist finanzstark, parteiunabhängig und frei. Er wird gespeist durch staatl. Institutionen ebenso wie durch Privatpersonen, juristische Personen und Fundraising. Unternehmensinteressen werden allgemein, aber nicht spezifisch berücksichtigt. Der Geldfluss ermöglicht Tablets, derzeit technisch und inhaltlich bedingt iPads, Bücher und Schulbüchereien, üppig ausgestattet.

Das Grundverständnis folgt einem klaren Moralkodex. Die Vermittlung von goldenen Regeln („Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu.“), gemeinsame Werte und Normen als Vorbildfunktion sind relevant.

Der Trägerverein wird begleitet durch einen pädagogisch-technikaffinen Beirat. Dieser besteht in seiner Mehrheit aus Persönlichkeiten, die sich als Experten der Pädagogik und erfolgreichen Unternehmern der New Economy bewährt haben. Die wichtigste Obliegenheit dieses Trägervereins besteht in der Selektion eines geeigneten Direktors. Zur Aufgabe der Schulleitung gehört die Auswahl und Motivation der Lehrenden sowie das Schaffen von digitalen Rahmenbedingungen, die engagiertes Lernen ermöglichen.

Da die Qualität jeder Schule primär am Engagement, der Motivation und der Befähigung ihrer Lehrer liegt, muss die Personalhoheit in der Schule und beim Beirat liegen. Lehrer an der Schule der Zukunft sind nicht pragmatisiert, sind aber angehalten, ein gemeinsames Vorgehen zu entwickeln und sich stets zu verbessern. Lebenslanges Lernen gilt insbesondere für das Lehrpersonal.

Die Schule der Zukunft soll rund 1.000 Schülern Platz bieten, andere Schulen sollen zu einem späteren Zeitpunkt bei großer Nachfrage nach dem Prinzip „OpenSchool“ dieses neue Schul-Konzept übernehmen können. Bis dahin plant das Projekt in Deutschland pro Bundesland eine Future School.

Die Schule der Zukunft ist autonom

Neben dem staatlichen Lehrplan und den für diesen Standort besonderen Zielen, haben die Lernenden und Lehrenden völlige Freiheit. Sie entscheiden, wie sie die Lernziele erreichen wollen, welche Methoden sie anwenden welche zeitliche Gliederung sie wählen, wieweit sie externe Projekte und andere Personen ins Lerngeschehen zuziehen, wie sie zusammen mit dem Beirat die Finanzmittel der Schule einsetzen.

Hand in Hand mit dieser sehr weitgehenden Autonomie geht eine laufende transparente Evaluation, um auch gegenüber der Öffentlichkeit zu dokumentieren, dass die Lernziele erreicht werden.

FutureSchool – die Ziele im Detail:

  • Die Schule der Zukunft ermittelt die Stärken der einzelnen Schüler und fördert diese gezielt, u. a. mit technischen Mitteln. Jeder Schüler ist anders, die Talente sollen sich im Verbund, aber auch einzeln gefördert entwickeln können. Das Niveau der Schule ist anspruchsvoll. Entsprechend dem Solidarprinzip werden auch jene besonders gefördert, die Stärken zeigen, jedoch durch ihr Sozialgefüge benachteiligt sind.
  • Die Schule der Zukunft beginnt in der Grundschule, das Programmieren zu vermitteln. Die Schüler werden mit einem Passwortzugang zu einer App versorgt, mit der Fünfjährige spielerisch die Grundprinzipien der Programmiersprache, z. B. Java lernen können. Die Kinder lieben entsprechende Apps, sie werden viele Stunden zu Hause damit verbringen. Im Nachmittagsangebot der Schule der Zukunft sind – gegen Bezahlung – zudem Kurse in Design Thinking und 3-D-Druck enthalten. Natürlich müssen Grundschulkinder all das nicht wirklich schon lernen müssen, aber die Technikversiertheit gehört in Zukunft genauso dazu, wie das Basteln in etablierten Schulformaten wie Waldorfschulen.
  • In der Schule der Zukunft beherrschen nach der Pflichtschule alle Schüler perfekt Deutsch und Englisch, egal welche Muttersprache sie sprechen. Fremdsprachen werden speziell gefördert, wie etwa Mandarin, Spanisch und Französisch.
  • Die Schule der Zukunft bietet umfassend Lern- und Lebensraum: Von Lesen und Spielen, Feiern und Essen, Sport und Kunst, Lachen und Wettkampf. Dies erfordert eine gänzlich andere, offene Architektur, wie sie in manchen finnischen oder schwedischen Schulen bereits realisiert ist. Besonders wichtig sind großzügige Freiräume.
  • Die Schule der Zukunft ist Lebens- und Arbeitsraum für Jugendliche, wie für Lehrende. Diese finden statt eines überfüllten, engen „Konferenzzimmers“ offene, adäquate Arbeitsmöglichkeiten vor.
  • Die Schule der Zukunft hat Integration als wichtiges Ziel und verschließt nicht die Augen vor damit einhergehenden Problemen. Wo Lehrer an ihre Grenzen stoßen, unterstützen andere: z.B. Sozialarbeiter/innen, Pädagog/innen für spezielle Bedürfnisse, Musiker, Sporttrainer, Film/ Theaterschaffende, etc. Für Kinder, die kaum Deutsch sprechen, engagiert die Schule zusätzliche Pädagogen, die jede Woche für ein paar Stunden in den Unterricht kommen, um die Neuankömmlinge zu unterstützen. Der große Aufwand, Neuankömmlinge zu integrieren, wird sich schließlich für die gesamte Gemeinde auswirken.
  • Die Schule der Zukunft bietet auch den Eltern Lern- und Integrationsmöglichkeiten und ist offen für Kooperationen mit verschiedensten Institutionen: z.B. Startups, Unternehmen, NGOs, Bauernhöfen, Spitälern, Altersheimen, etc.
  • Die Schule der Zukunft ist eine lernende Organisation, hier werden neue Wege erprobt, und Probleme, die laufend in jeder Schule auftauchen, werden selbstbestimmt gelöst. Der Lehrer sieht sich als Lebens- und Lernbegleiter. Jeder kann für sich beanspruchen, die Welt zu verändern. Und wenn mal etwas schiefgeht, dann fängt man eben noch mal von vorne an.
  • Die Schule der Zukunft ist das Gegenteil einer „nachgeschalteten“ Dienststelle des Schulamts, des Ministeriums, der Parteien. Sie ist weitgehend frei.

 

Kreativität und Erfindergeist fördern

Entscheidend ist jedoch der Geist, der die Dinge trägt. In der Vorschule werden spielerisch Grundkenntnisse im Lesen und Schreiben, Addieren und Subtrahieren gelernt. Viel wichtiger aber ist, eine anpackende, tollkühne Mentalität, welche die Schule der Zukunft den Kindern vermittelt, voranzutreiben. Selbstsicherheit und der Sinn für die eigenen Fähigkeiten sind wesentliche Kriterien, die wahrscheinlich keine Vorschule in Deutschland bisher so vermitteln kann.

Wenn wir in Deutschland mit dem sich beschleunigenden technologischen Wandel mithalten wollen, müssen wir die als “Macher-Mentalität” bezeichnete Einstellung des Silicon Valleys in Deutschland unseren Kindern von klein auf vermitteln. Innovationen kann man sich nicht abschauen, man muss sie vorleben. Für den echten gesellschaftlichen Wandel müssen wir bei unseren Jüngsten anfangen.