Ferien vorziehen, Schulen und Universitäten schließen, digital unterrichten?!

Im Zweifel lieber präventiv handeln und den Anfängen wehren. Sollte das nicht unser Gebot der Stunde sein?

Zum Abmildern der Folgen des Corona-Virus, so zeigt sich immer deutlicher, ist womöglich nur noch ein beherztes Handeln die Ultima Ratio. Allen Beschwichtigungen verschiedener Institutionen zum Trotz erreichen die Medien zunehmend Nachrichten aus Krisenregionen, wie aktuell leider Norditalien, die stark den Berichten zu Beginn der Epidemie in Wuhan ähneln.

Die Lage wird als zunehmend ernst beschrieben und gilt mancherorts trotz Nachrichtensperre als verzweifelt, wie derzeit Ärzte aus Mailand äußern. Die Ursachen liegen in zu wenig spezialisiertem Personal, zu wenig Material und überarbeiteten Ärzten und Pflegern. Zur traurigen Erkenntnis der noch häufig unterschätzten Epidemie zählen die Ausbreitungsgeschwindigkeit und die Höhe der Todeszahlen. Letztere steigen sprunghaft an, sobald das Gesundheitssystem, wie nun in Mailand offenbar der Fall, überfordert wird (Link).

Wenn Ärzte an dem Punkt angelangen, in dem nur noch die Triage (nur diejenigen werden intensiv behandelt, denen noch eine Überlebenschance eingeräumt wird) über Leben und Tod entscheidet, sollte uns das in Sorge versetzen und den letzten Entscheider überzeugen, sein Handeln trotz wirtschaftlicher Interessen anzupassen. Grassiert die Epidemie in seiner jetztigen Form weiter, so steht es derzeit zu befürchten, werden wir in Kürze womöglich auch in Deutschland an die Grenzen unseres Systems stoßen.

Was hat das alles mit Digitaler Bildung zu tun?

In unserem jetzigen Ausnahmezustand ist die Gesellschaft zu Improvisation, Vernunft und Solidarität verpflichtet. Jeder Einzelne ist gefragt, sein tägliches Handeln zu überdenken und auf Mechanismen zurück zu greifen, die – auch mit Blick auf den Umweltschutz – längst zum Alltag gehören (sollten):

  • Home Office, wo möglich
  • Kommunikation via App, (Voice)-Chat, Email
  • Konferenzen per Telefon oder Videotelefonie
  • Webinare

Im Klatext: Nicht in Panik verfallen, aber die Lage ernst nehmen und das persönliche Handeln darauf besonnen anpassen. Die Anzahl persönlicher Kontaktpunkte auf wirklich wichtige Treffen reduzieren. Hilfe Kranken und älteren Menschen vorbehalten.

Technische Mittel können von großer Hilfe sein

All die Vorschläge funktionieren freilich nicht in allen Situationen, aber Länder wie China leben uns vor, dass z. B. der digitale Unterricht durchaus eine adäquate Alternative zum Präsenzunterricht sein kann, damit Schulen – ähnlich wie andere Massenansammlungen – sich mit Blick auf Risikogruppen, wie Vorerkrankte oder Omas und Opas, nicht zur Brutstätte des Virus entwickeln.

Für Universitäten dürfte das Umstellen auf digitale Vorlesungen dabei kaum Störimpulse bedeuten. Anders als bei vielen Wirtschaftsunternehmen, die oft auf die Anwesenheit ihrer Mitarbeiter angewiesen sind.

Zudem sind derlei Maßnahmen für Familien und Alleinerziehende selbstverständlich eine besondere Herausforderung, da sowohl Mutter als auch Vater oft beruflich eingespannt sind.

Was man nun tun könnte

Als Leitinstanz ist in Deutschland der Bund gefragt, seine Richtlinienkompetenz stärker zu nutzen und den Ländern weitreichende Empfehlungen im Umgang mit dem Virus auch im pädagogischen und beruflichen Umfeld zu geben. Diese induzieren dann hoffentlich ein einheitliches, koordiniertes Vorgehen in den Ländern, was bisher ausgesprochen schlecht funktioniert.

Aus Sicht der Vernunft könnten bspw. die Oster-Ferien in allen Bundesländern vorgezogen und Mitarbeitern insbesondere im Innendienst ein temporäres Recht auf Home Office eingeräumt werden, um die Kinder zuhause betreuen zu können. Dies wird nicht für alle Berufsgruppen möglich sein, insbesondere nicht in der Gesundheitsbranche, aber auch hier lassen sich aller Voraussicht nach für begrenzte Zeit in der Regel Familien- und / oder Freundes-Kreise mobilisieren.

Das oberste Gebot sollte es nun sein, die Durchseuchung mit allen Maßnahmen zu verlangsamen, bis sinnvolle Mittel zur Verfügung stehen, Erkrankten zu helfen.

Im Idealfall gelingt es uns in Europa ähnlich wie in Asien, die Anzahl Neuerkrankter mit umfassenden Maßnahmen drastisch zu kappen.

Mit Blick auf unsere Bevölkerung und unsere Wirtschaft wäre ein Ende mit Schrecken (1-2 Monate) aufgrund klarer Verhaltensweisen derzeit wohl besser als ein Schrecken ohne Ende (1-2 Jahre) mit einer womöglich deutlich höheren Zahl an Todesopfern und wirtschaftlichen Negativfolgen.