Eine Orientierungshilfe für die Suche von Programmen, Apps und Tools, die beim Zuhause-Unterricht helfen.
Nicht immer ist es möglich, die Kinder in den Schulen zu unterrichten. Verschiedene Faktoren wie Krankheit oder vorübergehende Schulschließungen stellen sowohl Eltern als auch Lehrkräfte vor eine Herausforderung. Trotz Corona muss dem Bildungsauftrag nachgegangen werden, also müssen Alternativen zum gewohnten Unterricht her. Dank der Digitalisierung gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten, den Kindern auch von zuhause aus den nötigen Lehrstoff mithilfe von Softwares zu vermitteln. Im Idealfall verfügt die jeweilige Schule über eine eigene Schulcloud, doch das ist nicht überall der Fall. Verschiedene Apps, Online-Plattformen und auch Social Media machen es möglich, auch ohne Schulcloud das weitere Lernen zu garantieren. Man spricht auch von digitaler Bildung.
Die Suche nach der perfekten Software gestaltet sich allerdings häufig ziemlich schwierig. Das Repertoire ist groß und da die richtige Methode zu finden, ist zeitaufwendig und ohne Vorerfahrung fast schon unmöglich.
Die richtige Suche für bestmögliche Ergebnisse
Möchten Sie mithilfe einer der bekannten Suchmaschinen oder den App-Stores in Zeiten von Corona eine bestmögliche Alternative zum herkömmlichen Schulunterricht finden, ist es wichtig zu wissen, dass die Reihenfolge der Ergebnisse nichts über die Qualität aussagt. Nicht selten wird mit Keywords getrickst, um möglichst weit oben angezeigt zu werden. So passiert es schnell, dass Ihnen Treffer zu Ihrer Suchanfrage angezeigt werden, die eigentlich nicht viel damit zu haben.
Im App-Store haben Sie die Möglichkeit, Kategorien zu durchsuchen und so die Applikation zu finden, die wirklich Ihren Vorstellungen entspricht.
Bei den Suchmaschinen ist das Durchsuchen von Kategorien nicht möglich. Daher empfiehlt es sich hier, die Suchanfrage so genau wie möglich zu formulieren. Suchen Sie beispielsweise anstelle von „Lern-Apps“ nach „App Mathe/Naturwissenschaften“ oder „App Lesen/Schreiben“.
Fächerübergreifende Lernportale auf Herz und Nieren testen
Haben Sie eine App gefunden, von der Sie meinen, Sie wird Ihren Anforderungen am besten gerecht, geht es daran, dessen Inhalte etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.
Ein wichtiger Aspekt ist, dass die Inhalte zum Lehrplan des jeweiligen Bundeslands passen sollten. Konzentrieren Sie sich lieber auf Apps, die sich auf ausgewählte Aspekte konzentrieren und nicht nur möglichst viele Informationen in kurzer Zeit vermitteln wollen, denn diese sind nicht selten eher oberflächlich. Gerade bei fächerübergreifenden Lernportalen ist eine Prüfung im Vorfeld empfehlenswert.
Neben tiefgehenden und korrekten Inhalten ist auch die Art und Weise, wie diese vermittelt werden wichtig. Da die Schüler sich selbst zuhause damit beschäftigen müssen und in keinem Klassenraum sitzen, in dem ein Lehrer dafür sorgt, dass die Aufgaben tatsächlich erledigt werden, ist es wichtig, dass die Kinder Spaß an der gewählten Methode haben und zum Lernen motiviert werden. Wichtig dabei ist auch das Layout der App. Je übersichtlicher die Inhalte präsentiert werden, desto einfacher ist es für die Schüler, diese auch zu verinnerlichen und die Zahl der motivierenden Erfolgserlebnisse steigt.
Natürlich muss die App auch leicht zu bedienen sein, sodass sich die Kinder schnell darin zurechtfinden und ohne Probleme loslegen können. Gerade für junge Schüler sind Apps, die eine Erzählfigur beinhalten, sinnvoll. Diese führt sie durch die App und vermittelt die Lerninhalte spielerisch.
Im Idealfall arbeitet die App mit Illustrationen und verfügt über eine Vorlesefunktion. Letzteres ist vor allem im Bereich Lesen/Schreiben sinnvoll. So kann auf alle Schüler eingegangen werden, egal ob sie ein visueller oder auditiver Lerntyp sind.
Möchten Sie den Unterricht von Sprachen mit einer App ersetzen, ist eine Mikrofonfunktion von Vorteil. So können die Kinder an ihrer Aussprache arbeiten und sofort korrigiert werden, obwohl sich kein Lehrer im Raum befindet. Das korrekte Lernen von Sprachen wird so trotz der Umstände gewährleistet.
Auf Seiten der Lehrer ist es durchaus sinnvoll eine App zu wählen, mit der auch Verwaltungsaufgaben getätigt werden können. Dazu zählen das Erstellen von Unterrichtsplänen, das Führen von Notenübersichten und auch eines Klassenbuchs.
Nicht selten finanzieren sich Apps durch Werbung. Diese ist nicht nur lästig und unterbricht das Lernen, sondern lenkt auch ab. Die Konzentration schwindet und schwindet. Nutzen Sie daher wenn möglich eine werbefreie Applikation, sodass einem effektiven Lernprozess nichts mehr im Wege steht.
Empfehlungen für alle Bereiche – Tools für zuhause
Planung und Organisation für Lehrkräfte
Planung und Organisation sind nicht nur im Klassenzimmer, sondern auch im Rahmen des digitalen Unterrichts enorm wichtig.
Die Lehrerapp ermöglicht es den Lehrkräften, auch außerhalb des Schulgebäudes den Unterricht zu planen, die Anwesenheit der Schüler zu prüfen und deren Noten zu verwalten. Dank eines Tages-, Wochen- und Monatskalenders behalten Sie stets den Überblick. Selbstverständlich werden sämtliche Daten verschlüsselt und überwacht. Die App ist sowohl mit iOS- als auch Android-Geräten kompatibel und völlig kostenlos.
Mit der App Tapucate können ebenfalls sämtliche Verwaltungsaufgaben getätigt werden. Jeder Schüler verfügt über ein Portfolio, das jederzeit einsehbar ist. Ein großer Vorteil, den diese App bietet, ist, dass Sie Daten in eine CSV-Datei exportieren können. So haben Sie die Möglichkeit, diese wiederum auf einen PC zu übertragen und dort von einem Tabellenkalkulationsprogramm einlesen zu lassen. Sämtliche Daten werden lokal gespeichert. Tapucate kann nur mit Android-Geräten genutzt werden und kostet 12 €.
Für weiterführende Schulen sind Lösungen erwähnenswert wie z. B. YuLinc, damit Lehrer ein „virtuelles Klassenzimmer“ aufbauen können. Die Software basiert auf HTML5 – und nicht Flash: das bedeutet, es muss nichts installiert werden. Den Schülern werden Links geschickt, den sie anklicken und schon sind sie drin im virtuellen Klassenzimmer. Der Lehrer selbst tut jedoch gut daran, ein wenig zu wissen, wie das geht. Die Einarbeitungsdauer beträgt hier ca. 90 Minuten.
Gemeinsam lernen trotz räumlicher Trennung dank digitaler Bildung
Um auch mit Lehrerkollegen (und Schülern) schnell und einfach kommunizieren zu können, ist das ständige Versenden von E-Mails nicht gerade die benutzerfreundlichste Methode. Erleichterung schaffen dabei verschiedene Tools für zuhause wie die datengeschützte Lösung schul.cloud aus Deutschland, das Chatprogramm Slack oder Microsofts teams, welches eigentlich für Unternehmen entwickelt wurde, aber für gemeinsames Arbeiten und Voice-Chats in der Regel sehr gut funktioniert. Die Apps ermöglichen es, verschiedene Chatrooms zu erstellen, in denen Gruppen miteinander kommunizieren können. Es sind aber auch private Chats mit lediglich zwei Teilnehmern möglich. Mithilfe der App können zudem verschiedenste Dateien und wichtige Links geteilt und direkt kommentiert werden. Auch eine Verknüpfung mit Dateien, die in der Dropbox, OneDrive oder auf Google Drive hochgeladen wurden, kann erstellt werden. schul.cloud geht hier als einzige Lösung einen anderen Weg, hat eine Dateiablage integriert und speichert die Daten auf Servern in Deutschland. Sind Sie auf der Suche nach einer gewissen Datei oder einem bestimmten Chat, so können Sie in allen Apps die Suchfunktion nutzen.
Die Verwendung von Slack, teams und schul.cloud sind in der Basisversion in der Regel gratis. Allerdings gibt es auch kostenpflichtige Versionen, die weitere Vorteile bieten.
Neben den genannten Softwarelösungen existieren weitere Programme, die einen Mehrwert bieten. Als Beispiele seien hier Lifesize und Pronto benannt. Lifesize setzt dabei auf eigene Hardware, um Konferenzen per Knopfdruck zu übertragen und Pronto ist eine komplett cloudbasierte Lösung, die ähnlich wie teams Video-Gruppenchats, aber auch Dateien und Aufgaben teilen kann.
Etwas anders erscheint die Lösung von discord, einem Voice-Chat-Programm, welches eigentlich für Gamer entwickelt wurde. Es ähnelt sehr Slack, ermöglicht aber auch das Streamen des Desktop- bzw. Mobile-Bildes, wie es z. B. Teamviewer aus Deutschland auch anbietet.
Lösungen zur Steigerung der KReativität
Kreative Programme wie Mindmapping-Tools eignen sich hervorragend für gemeinsame Arbeiten. Die Ideen aller Mitglieder lassen sich damit nicht nur strukturiert sammeln, sondern können zudem in anschaulichen Diagrammen festgehalten werden. Alle Beteiligten können so trotz räumlicher Trennung intensiv miteinander arbeiten. Zu den Tools, die sich sehr gut dafür eigenen gehören beispielsweise Creately, Mindmeister oder Mind42.
Mit Visualisierungen zu einem besseren Lernergebnis in der digitalen Schule
Um Lerninhalte möglichst effektiv vermitteln zu können, ist es ratsam, mit verschiedenen Grafiken und Visualisierungen zu arbeiten. Dazu eignet sich beispielsweise Timeline Storyteller. Dabei handelt es sich um ein Open-Source-Programm, mit dem Sie unter anderem übersichtliche Chronologien erstellen können. Die dazu nötigen Daten können beispielsweise per Google Drive hochgeladen werden, egal ob Textelemente oder Bilder.
Als eine weitere sehr nützliche App erweist sich Explain Everything. Kreative Programme wie dieses ermöglichen die Nutzung interaktiver Whiteboards und auch Screencasts. Sie können zudem Präsentationen für Ihre Schüler erstellen, die diese dann im Rahmen des digitalen Unterrichts ergänzen. Hinzu kommt die Möglichkeit, selbst informative Lehrvideos zu erstellen. Diese Methode erweist sich vor allem im Bereich Mathe/Naturwissenschaften als sehr sinnvoll, um beispielsweise das Lösen von Formeln anschaulich erklären zu können.
Freizeit und Schule vereint – Kollaborationen mit Social Media
Soziale Netzwerke sind so beliebt wie nie. Auch wenn es daran geht, aus der Ferne unterrichten zu müssen bieten sie enorme Abhilfe. Ganz leicht können auf Facebook Lerngruppen erstellt werden, in denen nicht nur ein persönlicher Austausch zwischen der Lehrkraft und der Klasse möglich ist, sondern auch der Austausch verschiedenster Dateien und wichtiger Links. Um Privates vom Beruflichen zu trennen, empfiehlt es sich für Lehrende, ein Profil für die digitale Schule oder eine extra Facebook-Seite für diese Zwecke zu erstellen.
Auch die Arbeit mit Twitter kann sich als sehr spannend erweisen, vor allem im Deutsch- oder auch Politikunterricht. Autoren, Politiker und weitere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens können direkt angetwittert und so in den Unterricht im Rahmen einer Kollaboration einbezogen werden, sofern Antworten eintreffen.
Wenn es an die Verwendung von Social Media geht, sollten die Schüler allerdings unbedingt darauf sensibilisiert werden, wie sie damit umzugeben haben, um Dingen wie Hatespeech oder Shitstorms aus dem Weg zu gehen.
Tipps für die Zusammenstellung der Teams
Um die Transferwirksamkeit der digitalen Angebote zu sichern, sollten Schüler jeweils einen (oder 2) Lernpartner haben. Das Lerntandem setzt sich per Telefon gemeinsam Lernziele für jeweils eine Woche (je kleiner die Schüler desto kürzer die Zeitfenster). Gegenseitig sprechen sie über die Lernfortschritte und Ergebnisse. In der weiterführenden Schule können dann auch per Foto Ergebnisse ausgetauscht und verglichen werden. Zudem: je mehr die Inhalte der digitalen Medien auf das „echte Leben“ übertragen werden können , desto spannender wird das Lernen. Hier gilt das Motto: Alltagstauglichkeit prüfen!
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Trotz aller Umstände ist der jetzigen Situation auch etwas Gutes abzugewinnen: Die digitale Fitness der Schüler wird durch das eigen- und remotegesteuerte Lernen bzw. virtuelle Arbeiten auf das Berufsleben vorbereiten. Überdies gewinnen vermutlich auch viele Lehrer an Erfahrung im Umgang mit Technik, Infrastruktur und Apps hinzu.