Was die Klimakrise mit (Digitaler) Bildung zu tun hat

Wer sich ehrlich mit der Klimakrise auseinandersetzt und die aktuelle Faktenlage wissenschaftlicher Essays und aktueller Medienberichte frei von Voreingenommenheit und Besitzstandswahrung liest, ahnt, dass uns das Ergebnis mehr als alarmieren sollte. Vor allem unsere Kinder und Kindeskinder werden unser Handeln oder eben NICHT-Handeln hautnah zu spüren bekommen.

Dabei umschleicht uns das Gefühl, dass die aktuelle Politik in dieser alles entscheidenden Frage kopflos agiert, im Dschungel ihrer eigenen Vorgaben fest steckt und es allen Stakeholdern versucht recht zu machen.

Als Lösungen für die globale Klimaveränderung werden dann kurzerhand Innovationen oder gar Disruptionen zitiert. Doch was sind diese Innovationen oder Disruptionen genau? Und wie kommen wir da hin?

Definiert im Sinne eines technologischen Wandels haben im Wesentlichen Schumpeter und Christensen diese Begriffe, welche für Veränderung und Erneuerung stehen. Dabei muss eine Innovation zunächst entdeckt bzw. erfunden, dann eingeführt und zu guter Letzt genutzt und institutionalisiert werden. Weit darüber hinaus geht die zerstörerische Kraft, weiterentwickelt zur Disruption, welche ganze Märkte umwälzt, indem sie die Bedürfnisse beim Konsumenten auf bisher unbekannte Weise anspricht. Insbesondere die Digitalwirtschaft setzt auf diese Mechanismen.

Klingt so weit plausibel. Aber wie lösen wir diese Innovationen und Disruptionen aus?

In der Tat gibt es bereits heute eine Vielzahl an technischen Lösungen, häufig eher inkrementelle Innovationen, die im großen Stil gefördert werden könnten, um die Klimaproblematik zumindest abzumildern. Hierzu zählen das sog. drawdown, alternative Stromerzeugung (Solar, Wasser, Geothermie, Wind), dezentrale Energiespeicher, Elektromobilität, klimagerechte Architektur (Schattendächer, Windschneisen, transparente Solarzellen), Aquaponik, Inhouse / Vertical Farming, Biogenetik und Recycling, um nur ein paar wenige Beispiele zu benennen.

Jedoch haben alle diese Entwicklungen gemein, dass sie nicht ausreichen werden, um in der notwendigen Geschwindigkeit unser Wirtschaftssystem und Sozialgefüge zu transformieren.

Es mangelt schlicht an den vielzitierten ineinandergreifenden Innovationen, welche unsere liebgewonnenen Lebensgewohnheiten auf dem heutigen Niveau mindestens sichern oder besser noch ausbauen und zugleich die Umwelt schonen. Letztlich stecken vielversprechende Technologien in ihrer Gesamtheit jedoch noch in den Kinderschuhen (Industrie 4.0: IoT, KI, Robotik, Geo-Engineering, Fusion etc.) oder sind bisher eine Mär.

Das weiß auch die Politik und lenkt infolgedessen mit Rhetorik vom Handlungszwang ab, um mit Blick auf den Median-Wähler kurz- bis mittelfristig niemanden zu vergrätzen.

Die Wahrheit aber lautet:
Der Umbruch, der zwangsläufig und vor allem schnell erfolgen muss, quasi disruptiv, ist eine komplette Abkehr von fossilen Brennstoffen und die Schaffung einer sozial-ökologischen Marktwirtschaft, welche auf Unternehmergeist, soziale Gerechtigkeit und konsequent auf die Digitalisierung zur Optimierung unserer Alltagsabläufe setzt.

Eine erhebliche Herausforderung aus Sicht der Wirtschaft und Gesellschaft. Aber eben auch eine große Chance. Insbesondere für die deutsche, exportorientierte Wirtschaft, wenn wir es vermögen, die Übergangszeit (Transformation) für die Menschen einigermaßen abzumildern.

Hierfür brauchen wir intelligente Rahmenbedingungen, in denen wir wirtschaften und als Individuen handeln dürfen. Somit kommt es auf die Ehrlichkeit und die zeitgleiche Reformstärke der Politik an, die notwendigen Schritte beherzt anzugehen, denn wir müssen heute konsequent die richtigen Schritte einleiten, um morgen noch handlungsfähig sein zu können. Da hilft es nicht, auf die Interessen jedes Einzelnen eingehen zu wollen.

Dies bedeutet, dass wir nicht umhin kommen, in technokratischer Manier intelligent zu fördern und – auch wenn wir das nicht gerne hören – auf sinnvolle Art via Gebote und Verbote von Wirtschaft und Gesellschaft auch einzufordern.
Dabei wird, wie es Disruptionen so an sich haben, nicht jedes Unternehmen und jede Institution den Transformationsprozess unbeschadet überleben.

Wer schnell, innovativ und disruptiv zugleich sein will, dem müsste klar sein, dass er Handlungsdruck auslösen muss und schnellstmöglich Reformen angeht. Ganz wichtig ist jedoch, in Forschung & Entwicklung und in effektive und effiziente Strukturen in der Bildung zu investieren, bilden diese doch die eigentliche Grundlage notwendiger Entwicklungen.

Nur wenn wir Kinder und Jugendliche begeistern für innovatives, ökologisches Denken, werden sie die technischen Möglichkeiten mit Erfindergeist ausschöpfen, konkurrenzfähige Produkte und Dienstleistungen entwickeln und als Unternehmer durch angebotsinduzierte Nachfrage, aber auch als Konsumenten durch nachfrageinduziertes Angebot klimafreundlicher agieren.